Anna Toscana und die Freude im Beruf

Mit Ende des vergangenen Schuljahres ging die äußerst engagierte Religionslehrerin in Pension. Nach beinahe 40 Jahren an der Hauptschule, später NMS Frohnleiten, ist ihr dieser Schritt wohl gar nicht so leicht gefallen, zählte sie doch bis zuletzt zu jenen integrativen Persönlichkeiten des Hauses, die sich weit über ihren Fachbereich hinaus in die Belange der Schule eingebracht haben. Verantwortung übernehmen, mit anderen mitdenken und sich in sie hineinfühlen gehörten zu den Parametern ihres Berufslebens. Die menschliche Komponente in den Vordergrund zu rücken, an einem gelingenden Miteinander zu arbeiten, und Ansprechpartnerin zu sein für die vielfältigen Probleme und Anliegen der Heranwachsenden ist keine Selbstverständlichkeit in einem Bereich, der wie andere auch von Begriffen wie Effizienz und Optimierung geprägt ist.
Der Blick für das Wesentliche des Menschseins wurde ihr wohl schon früh am elterlichen Bauernhof im Vulkanland mitgegeben. Am Hof mitzuarbeiten und dabei manch anderes hintanzustellen, beispielsweise ihre sportliche Begabung in der Leichtathletik, erübrigte sich mit dem Eintritt ins Internat, denn nun öffnete sich eine neue Welt der Bücher. Begegnungen, meint Anni, haben mit Schicksal zu tun. Die Begegnung mit dem jungen Priester und Studentenseelsorger Martin Gutl war eine solche, weckte sie doch den Entschluss Religionslehrerin zu werden. Ein weiterer Visionär und Grenzgänger, dem es gegeben war, Orientierung für andere zu sein, war Albert Höfer, der Mut aus dem Urvertrauen schöpfte. Mit dem Leitbegriff „Glauben lernen“ war nicht einfach religiöses Wissen gemeint, sondern eine fragende Suche, das Eintreten in ein Geheimnis auf den Pfaden des alltäglichen Lebens. Zahlreiche Zusatzausbildungen (u.a. Gestalttherapie und Gestaltpädagogik bei Albert Höfer), sowie Weiterbildungen fundierten und erweiterten Anni Toscanas Handlungsspektrum als Religionslehrerin, auch in Zeiten, in denen von der Aufbruchsstimmung des II. Vatikanischen Konzils nicht mehr so viel zu spüren war und auch insgesamt religiöse Bildung kontrovers diskutiert wurde.
Ihre mustergültig vorbereiteten Schulmessen, die meistens thematisch ausgerichtet und unter Einbeziehung möglichst vieler Schülerinnen und Schüler stattfanden, setzten immer eine starkes Zeichen für Gemeinschaft und die Bedeutung von Spiritualität. Darüber hinaus war es für Anni selbstverständlich, sich im Bereich des Pfarrlebens zu beteiligen. Besonders der Firmunterricht, lange mit ihrem Wegbegleiter Hans Paier, lag ihr am Herzen. Auch die Mitarbeit im Pfarrgemeinderat, verbunden mit weiteren vielfältigen Aufgaben als Lektorin und Kommunionhelferin bis zur tätigen Unterstützung bei Pfarrball und Erntedankfest ließen keine Langeweile aufkommen. Trotzdem war ihr immer wichtig, sich nicht völlig vereinnahmen zu lassen, dazu war ihr die Zeit für die eigene Familie zu bedeutsam.
Ein Ruhestand wird das wohl keiner so schnell werden, dafür ist Anna zu jung geblieben, körperlich und geistig fit, und doch stellt der Eintritt in die Pension eine Zäsur dar, die neue, andere Prioritäten ermöglicht und fordert. Für dieses neue Kapitel wünschen wir das Beste!
Peter Angerer