Dichterleben im Mittelalter
Graf Hugo von Montfort
Graf Hugo von Montfort (1357–1423) war zugleich ‘Politiker’ und ein bemerkenswerter Sprachkünstler des Spätmittelalters. Mehr als 170 erhaltene Dokumente bezeugen sein anstrengendes, aber wohl auch erfülltes und letztlich sehr geglücktes Leben: Aus dem bekannten Bregenzer Hochadelsgeschlecht stammend, führte ihn sein Weg schon 1373 (nach der Heirat mit der steirischen Adeligen Margarethe von Pfannberg, gest. um 1388/89) in die Steiermark. Auf dem Rücken seiner Pferde durchquerte er ferner weite Teile deutschsprachiger und einiger angrenzender Länder, um im Dienste der Habsburger diplomatisch, aber auch bei kriegerischen Feldzügen mitzuwirken oder um seinen eigenen ansehnlichen Besitz in den Wirren der Zeit zu sichern und zu mehren. In eine tiefe Sinnkrise stürzte der Montforter anscheinend, als seine zweite Frau, Clementia von Toggenburg, in noch sehr jungen Jahren starb. Um ihren Tod zu überwinden, hat er die sog. Paradiesrede gedichtet: In diesem seinem umfangreichsten Verstext schildert er, wie der gleichnamige Ich-Erzähler versucht, seiner verstorbenen Frau, genannt ‚Gräfin Ment‘, ins Jenseits nachzufolgen. Er wird jedoch von einem strengen Torwächter daran gehindert, sein Leben durch einen zu frühen, zumal für sündenbeladene Menschen riskanten Eintrittsversuch ins Paradies zu beenden. Stattdessen stärken der Wächter und eine überirdische Gralsbotin den Lebensmut des trauernden Witwers.
1401 ehelichte Graf Hugo von Montfort Anna von Neuhaus (aus dem steirischen Adelsgeschlecht der Stadecker) und wurde damit endgültig zum ‚Wahlsteirer‘. Sein unentwegter Einsatz für das Haus Habsburg und für die steirischen Landesinteressen brachte ihm 1413 die Erhebung durch Herzog Ernst zum steirischen Landeshauptmann, ein Amt, das er bis 1415 erfolgreich ausübte.
Vermutlich um 1414 – also auf dem Höhepunkt seiner Macht – ließ Graf Hugo von Montfort in Wien oder in der Steiermark jene Prachthandschrift seiner poetischen Werke anfertigen, die in der Heidelberger Universitätsbibliothek liegt: 40 Dichtungen in frühneuhochdeutscher, stark alemannisch gefärbter Sprache überliefert diese z.T. bebilderte und mit 10 Notenaufzeichnungen versehene Handschrift, aber nur die ersten 38 Texte dürften tatsächlich von Hugo stammen, denn Nr. 39 und 40 wurden erst nach seinem Tod eingetragen und weisen auf eine fremde Autorschaft hin. In den ersten 38, sicher ‘echten’ Hugo-Texten begegnet uns (in Form poetischer Reden, Briefe und Lieder) ein tief gläubiger, geradliniger Mensch, der sich von hohen moralischen Idealen beseelt zeigt und neben aller Lebensfreude auch bedrückende Erfahrungen mit Leid und Tod reflektiert.
Dichterleben im Mittelalter
Dauerausstellung im Kreuzgang der Pfarre Frohnleiten
Die Ausstellung wurde vom Universitätsverein Steirische Literaturpfade des Mittelalters gestaltet und bietet die Möglichkeit, mit Literatur und Sprache des steirischen Mittelalters in Berührung zu kommen und in die Lebens- und Vorstellungswelt der Dichterpersönlichkeit einzutauchen.
Ausstellungsleitung:
Ao. Univ.-Prof. Dr. Wernfried Hofmeister für den Universitätsverein „Steirische Literaturpfade des Mittelalters“ (http://literaturpfade.uni-graz.at)
Die Ausstellung ist täglich von 9:00 bis 18:30 Uhr zugänglich.