Die Röthelsteiner Bauern, die dem Glauben nahe standen und auf kirchliche Tradition etwas gehalten haben, erbauten seinerzeit eine eigene Kapelle, um in Hofnähe durch ein Gebet um Beistand zu bitten, um aber auch ein Danke an den Herrgott zu richten.
Im Jahre 1966 hat die Fa. Tieber die Gutsverwaltung Röthelstein zum Zwecke eines Schotterabbaues erworben. Die gewerbebehördlichen Auflagen waren damals ausschlaggebend, dass diese Kapelle wegen angeblicher Sichtbehinderung entfernt werden musste. So wurde dieses „Zeichen des Glaubens“ 1967 abgetragen und im alten Herrenhaus notdürftig untergebracht. Dort wurde sie sehr stiefmütterlich behandelt und schließlich 1973 zur Gänze entsorgt.
Da immer wieder seitens älterer Bewohner gegenüber der Fa. Tieber ein leiser Vorwurf ausgesprochen wurde, hat der damalige Bürgermeister HeinzGlössl, in seiner Funktion als Tieber Geschäftsführer, die Entscheidung getroffen, die 1967 abgetragene Kapelle in der Nähe des alten Standortes neu zu errichten. Die Bürger der Gemeinde erhielten die zweite Station für die Fronleichnamsprozessionen als Barbarakapelle wieder zur Verfügung gestellt, wobei Fronleichnam in Röthelstein seit jeher eine große Tradition hat.
Die jetzige Kapelle wurde von damaligen Firmenmitarbeitern an der Brucker Begleitstraße unweit km 16,0 aufgebaut, mit einem hölzernen Vorbau, einem Holzdach mit roten Ziegeln und sogar mit Dachrinnen versehen. Am Eingang wurde ein kunstvoll gestaltetes, schmiedeeisernes und versperrbares Gitter angebracht. Im Innenraum steht ein schlichter Altartisch aus Holz. Im Zentrum befindet sich ein Glasfenster, das vom berühmten österreichischen Maler und Bildhauer Prof. Adolf Osterider (+2019) gemeinsam mit Pater Paul von der Glasmanufaktur Schlierbach in Bleiverglasung gestaltet wurde und die heilige Barbara darstellt.
Am Altartisch steht Barbara in Bronze, die aus den Händen des akademischen Malers und Bildhauers Edwin Eder (+2013) aus Frohnleiten stammt.
Beide Kunstwerke wurden im Auftrag von Heinz Glössl geschaffen und auch finanziert, sie stehen im Eigentum des Auftraggebers.
Dass diese Kapelle zu Ehren der heiligen Barbara geweiht wurde, lag an den Arbeitsbereichen der Fa. Tieber. Diese und vor allem ihre Mitarbeiter verbringen ihre Tätigkeiten vorwiegend in Kieswerken, Steinbrüchen sowie auf Tunnelbaustellen (Pernegg), wo die heilige Barbara als Schutzpatronin verehrt wird. Die Heilige lebte der Legende nach als Märtyrerin und Nothelferin Ende des 3. Jh. in Nikomedia in der Türkei. Der katholische Gedenktag ist der 4. Dezember.
So wurde diese Kapelle am 4. Dezember 2005 durch den damaligen Pfarrer Prof. Paul Jäger (+2020) eingeweiht und feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Gemeinsam mit dem Musikverein Röthelstein, den Mitarbeitern der Fa. Tieber und einer großen Anteilnahme der Bevölkerung wurde ein Gottesdienst zu Ehren der heiligen Barbara abgehalten. Seit dieser Zeit steht dieses Kleindenkmal unter dem Schutz zweier mächtigen Lindenbäume, von Mayr Melnhof bepflanzt, als Gebetsstelle den Gläubigen wieder zur Verfügung.
Der Vorplatz wurde mit einem befestigten Zugang und mit zwei großen Findlingen (Steine) aus der Grube Röthelstein gestaltet und dient auch für viele Durchreisende als Rastplatz zum Innehalten und zur Besinnung, mit Blick auf den 1.263 m hohen Hausberg, den „Röthelstein“.
Ein großes Dankeschön gebührt KommR Heinz Glössl, der mit seinen wertvollen Gedanken wesentlich zum Inhalt dieses Serienartikels zum „Zeichen des Glaubens“ beigetragen hat. Diese Kapelle wird von ihm auch seit dem Bestehen liebevoll gepflegt und zu den Festtagen (Fronleichnam) immer feierlich geschmückt.
Bauernregeln zur heiligen Barbara:
„Zweige schneiden zu St. Barbara, / Blüten sind bis Weihnachten da.“
„Geht Barbara im Klee, / kommt`s Christkind im Schnee.“
„St. Barbara im Schnee, / im nächsten Jahr viel Klee.“