Die im 12. Jahrhundert erbaute Burg Rabenstein ist wohl eine der imposantesten Burganlagen des ganzen Murtales. Die Altburg, aus der heute ein moderner Stahl-Glas-Bau von Burgherrn DI Werner Hochegger ragt, brannte ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Die heutige Burg wurde im 14. Jahrhundert errichtet und befand sich in landesfürstlichem Besitz. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch die über dem Südtor liegende Burgkapelle. Sie ist somit die älteste Privatkapelle in unserer Pfarrgemeinde. Urkundliche Erwähnungen dieser Kapelle sind aus den Jahren 1519 bis 1888 mit der Bezeichnung als „Heilig-Kreuz-Kapelle“ bzw. als Kapelle zur „Heiligen Kreuzabnahme“ vorhanden. Ein großes Gemälde in der Kapelle zeigt dieses Motiv der Kreuzabnahme. Leonhard von Harrach, Verweser in Steiermark und Hauptmann zu Pettau, stiftete am 18. Dezember 1519 eine tägliche Messe, die am Donnerstag in der St. Georgs-Pfarrkirche, an Sonn- und Feiertagen sowie an Werktagen, an denen der Stifter nicht an der Zelebration in Adriach teilnehmen konnte, in der Burg Rabenstein abzuhalten war. Er stattete diese Stiftung großzügig mit einer Hofstatt im Forstgraben als Kaplanswohnung und 28 Pfund Pfennigen Herrengült aus. Nach der Visitation am 25. Oktober 1618 durch den Seckauer Fürstbischof ging der Besitz der Kapelle von etlichen Bauern an die Herrn von Windischgräz über. Anlässlich einer Visitation vom 12. Jänner 1756 wurde die Burgkapelle zum „Sacellum publicum“, d.h. zu einer öffentlichen Kapelle erklärt, in der wenigstens drei Messen im Jahr gefeiert werden sollten. Im Oktober 1869 beantragte der kunstsinnige k.k. Burghauptmann Ludwig von Montoyer beim fürstbischöflichen Ordinariat in Graz einige bauliche Änderungen, wodurch sie ihr heutiges Aussehen erhielt. Sie ist ca. 19 m² groß, 3,75 m hoch und bietet Platz für maximal 10 Personen. Im Mittelpunkt der Burgkapelle hängt ein beeindruckender Flügelaltar. Es handelt sich dabei um eine originalgetreue Nachbildung des berühmten Genter Altars (Belgien), der 1432 am Höhepunkt der Flämischen Schule von Jan van Eyck geschaffen wurde. Auf dem Altaraufsatz ist die Anbetung des Gotteslammes zu sehen, einem Symbol für Jesus Christus in der Schlussszene der Offenbarung des Johannes, und der Einzug der Auserwählten nach dem Jüngsten Gericht in das Neue Jerusalem. Der beherrschende Mittelteil des Bildes zeigt Gottvater als thronenden Weltenherrscher sowie die heilige Maria und Johannes den Täufer. Auf den Seitenflügeln wird diese Gruppe von musizierenden Engeln sowie von Adam und Eva begleitet. Man sieht den gut erhaltenen Flügelaltar nun immer mit der Festtagsseite, also mit geöffneten Flügeln, die man früher nur zu den großen Festen Ostern, Weihnachten und Allerheiligen zeigte. Auf der Alltagsseite, den geschlossenen Flügeln, gibt es insgesamt 12 Bilder. Sie zeigen unter anderem Johannes den Täufer, Johannes den Evangelisten und Mariä Verkündigung. Der Andachtsraum besitzt einen Steinboden, drei Fenster sorgen für Tageslicht und in der Mitte der Kapelle hängt eine kunstvolle Ampel. Es gibt mehrere Heiligenbilder, schön gearbeitete Holzsessel und einen kleinen Holzaltar mit Altarkreuz. Am 9. März 1888 erhielt der neue Besitzer der Burg, Fritz Reininghaus, vom fürstbischöflichen Ordinariat die Erlaubnis, in der Burgkapelle jährlich wenigstens zehn Messen feiern zu dürfen, besonders an Familiengedächtnistagen. Nach dem Tod von Sigurd Reininghaus 1981 sollen für den Verstorbenen auf Initiative der damals im Schloss Waldstein lebenden Ex-Kaiserin Zita eine oder zwei Messen in der Kapelle gefeiert worden sein. Vor der Übernahme der Burg Rabenstein durch den Grazer Unternehmer DI Werner Hochegger im Jahr 2005 sind aus der Kapelle leider einige sakrale Gegenstände abhanden gekommen. Der jetzige Eigentümer hat jedoch dankenswerterweise dafür gesorgt, dass die Burgkapelle wieder renoviert wird, so dass man sie wieder als Messkapelle nützen könnte. Auf diese Weise ist dafür gesorgt, dass die ca. 700-jährige Geschichte dieser wunderbaren Kapelle eine Fortsetzung finden kann. |