Am Pfannberg, auf mehr als 700 m Seehöhe, lag der Hof von Josef Planner vulgo Rinnweber, dem Vater der jetzigen Besitzerin Juliana Stoni. Gegenüber dem alten Wohnhaus, das zu Silvester 1996 abbrannte, steht unter einem riesigen Lindenbaum und vor dem uralten Pfannberger Getreidespeicher ein stiller Zeuge eines gelebten Glaubens, nämlich die kleine, aber feine Rinnweber-Kapelle.
Der Überlieferung nach war an dem Ort, an dem die Kapelle heute steht, eine Kanzel auf dem Baum angebracht. Die Wetterunbeständigkeit dieser Freiluftkanzel und das Bedürfnis nach beständigen Andachten und Predigten führten zu dem Entschluss, dort einen Fixbau zu errichten. So war es im Jahre 1910 Johann Raith, der mit tatkräftigster Unterstützung aller Pfannberger Bauern und unter großen Mühen in der damals wirtschaftlich schwierigen Zeit den soliden Kapellenbau errichtete. Die erforderlichen Baumaterialien wurden dabei noch mit Ochsenkarren herbeigeschafft.
1992 übernahm Juliana Stoni den landwirtschaftlichen Betrieb von ihrer Mutter Juliana Planner geb. Hahn vulgo Kammerhofer am Pfannberg 6. Bereits ein Jahr später ließ die neue Besitzerin beim Heimathaus ihres Vaters am Pfannberg 9 die dortige Kapelle renovieren. Die Maurerarbeiten wurden vom Spezialisten Georg Fuchs durchgeführt. Er stellte die schief gewordene Kapelle wieder gerade, ersetzte den vorhandenen Holzboden durch große Steinplatten und versah die Außenmauern mit einem hellen Spritzverputz. Vom Dirnberger Johann Fuchsbichler vulgo Hansbauer wurden Tonziegeln für das Dach zur Verfügung gestellt.
Das Herzstück dieser Kapelle ist eine Marienstatue in der zentralen Mauernische. Die Muttergottes mit dem Jesuskind wurde im Zuge der Renovierungsarbeiten von der bekannten Frohnleitner Künstlerin Liselotte Reicher Kuhna wunderbar restauriert. Im Inneren findet man einen gebeizten Betschemel für die Verrichtung stiller Andachten. Der Eingang der Kapelle ist mit einer kunstvoll gestalteten Holztüre und einem Schloss abgeschlossen. Von der Seite fällt das Licht durch zwei gegenüberliegende Butzenscheiben mit teilweise grünem Glas. Unmittelbar unterhalb der Kapelle befindet sich die erste Station des wunderbar gelegenen Pfannberger Kreuzweges, der einmal im Jahr in der Fastenzeit – am Sonntag um den Josefitag – gebetet wird.
Vor 15 Jahren wurden am Vortag zum Großen Frauentag die restaurierte Marienstatue und die renovierte Rinnweber-Kapelle mit einer heiligen Messe durch P. Simon Orec feierlich eingeweiht. Zu diesem Fest kamen damals mehr als hundert Gläubige. Sie verbrachten an diesem strahlend schönen Sommertag plaudernd einen gemütlichen Nachmittag an den von der Familie Stoni gastlich gedeckten Tischen.
Fallweise finden bei der Rinnweber-Kapelle auch Feldersegnungen statt. Diese werden von der Familie Stoni und der Nachbarsfamilie Elisabeth und Hubert Bodlos vulgo Kleinfranzbauer gemeinsam organisiert. Die letzte Feldersegnung war dort am 1. Mai 2006. Im Vorfeld hatten damals die Nachbarn Manfred Lindner und Franz Waidacher in „geheimer Mission“ zur Überraschung der Besitzerin die Kapelle außen neu gestrichen, innen Ausbesserungsarbeiten vorgenommen und das Gras rundherum gemäht.
Die Schwester der Besitzerin, Elisabeth Planner, und deren Lebensgefährte Franz Stadlhofer im danebenliegenden Neubau kümmern sich zur Zeit sehr liebevoll um dieses schöne Zeichen des Glaubens. Sie pflegen die Kapelle sehr sorgfältig und sorgen immer für schönen Blumenschmuck.
Möge die Rinnweber-Kapelle als Zeichen eines tief verwurzelten Glaubens nicht nur den Pfannberg, sondern auch die Herzen der PfannbergerInnen weiterhin prägen und in zwei Jahren das 100-Jahr-Jubiläum feierlich begehen!