Rochus-Kapelle am Altenberg
Die Rochus-Kapelle am Altenberg, welche sich im Besitz der Familie Pichler vulgo Rebinger befindet, wurde 1955 erbaut.
In den Monaten März bis Mai 1945, in den letzten Kriegswirren, logierten gleichzeitig Partisanen, Nationalsozialisten und Kommunisten verschiedener Nationalitäten auf dem Anwesen. Da es in dieser prekären Situation zu keinen Übergriffen auf die Familie kam, ließen die damaligen Besitzer – Rosina, Hildegard & Friedrich Rappold – 10 Jahre später eine Kapelle errichten, die dem heiligen Rochus geweiht wurde, und die Aufschrift „Der Friede sei mit Euch“ trägt. Die feierliche Einweihung nahm Pfarrer Pater Angelikus Schwarzenbach vor.
Da die Kapelle mit Altmaterialien erbaut wurde, verschlechterte sich ihr baulicher Zustand sehr schnell. 1983 wurde daher eine neue Gedenkstätte errichtet. Am Wiederaufbau waren neben den Familienangehörigen noch Franz Affenberger vulgo Schwoager (Zimmereiarbeiten), Fritz Böheim und Walter Kögler (Maurerarbeiten), Peter Lang (Schmiedearbeiten), Johann Hörzer (Spenglerarbeiten) sowie Franz Kainz vulgo Tranninger (Malerarbeiten) beteiligt. Der 2003 verstorbene August Zechner aus Deutschfeistritz stellte dankenswerterweise das gesamte Baumaterial zur Verfügung. 1983 wurde die neu errichtete Rochus-Kapelle von Prof. Laufer aus Rein eingeweiht.
Jährlich werden dort am Karsamstag die Osterspeisensegnungen, fallweise anfangs Mai eine Messe anlässlich der Feldersegnungen, eine Maiandacht und eine hl. Messe zu Ehren des heiligen Rochus, dem Schutzheiligen gegen die Pest, abgehalten. Der Gedenktag des Heiligen wird am 16. August gefeiert.
Niederschrift
von der Entstehung der Rochus-Kapelle bei vulgo Rebinger, Gams 25.
Verfasser: Friedrich Rappold, geboren am 9. Juli 1929.
Es war im Jahr 1955 als unsere Mutter Rosina Rappold, geboren am 26. Februar 1904, noch Besitzerin des Hofes war, einen Wunsch an mir als Hoferben eine Kapelle zu erbauen und so war diese im selben Jahr fertig. Die Mutter war schon seit 1949 verwitwet (erst 45 Jahre alt), da unser Vater von 7 Kindern im 61.zigsten Lebensjahr durch ein Kriegsleiden vom 1. Weltkrieg in der Gefangenschaft in Italien durch Malaria gekennzeichnet war, gestorben ist.
Im 2. Weltkrieg verlor sie den ältesten Sohn Franz, eingerückt am 25. Juli 1944, auf Nimmerwiedersehen, gefallen am 18. April 1945 mit 18 1/2 Jahren in Italien, 2 Tage vor dem Kriegsende! Auch ein Ziehkind Matheus Jantscher, eingerückt am 25. August 1944, gefallen 1945 mit 26 Jahren in Prag, kurz vor Ende des Krieges ebenfalls auf Nimmerwiedersehen. Meine Mutter war somit auch Mitglied vom Kriegsopferverband.
Es war im Jahr 1944 als ich als 15-jähriger Bub schon mit mehreren Kameraden 14, 15, 16 Jährigen von Allerheiligen bis vor Weihnachten 1944 zum Stellungsbau nach Jugoslawien (Rohitsch Sauerbrunn) einrücken musste. Ich hatte schon einen Wehrpass der Deutschen Wehrmacht. Im Februar 1945 sollte ich wieder zum Stellungsbau, habe mich aber krank gemeldet. Nachher bekam ich eine Einberufung zur Panzerfaustausbildung, konnte ich mich wieder vom Arzt als zu schwach bestätigen lassen. Ich musste mich aber zum Heimdienst als Landwachtmelder bereit stellen, dann kam erst die riskante Zeit. Es kam die Post zum Häftlinge treiben. Da sind wir Landwachtangehörigen von unserem Berg in die Höhen geflüchtet. Es wurde immer ärger. Es flüchteten vor dem Umbruch aus Angst viele Menschen vor den Russen. So war unser Haus voll besetzt, in allen Winkeln und am Dachboden sowie im Stadl mit Sachen und Menschen aller Meinungsunterschiede und Nationen. Wir hatten auch von der Deutschen Wehrmacht Deserteure, Holländer, Ungarn und Jugoslawen aller Waffengattungen. SS-Polizisten hatten sogar die Deserteure mit Waffen versorgt und waren unter einem Dach bei uns. Und im Dorf unten in Gams war die SS einquartiert. Die kamen zu uns Milch, Most und dergleichen holen. Die sind vorne herein gekommen, derweil sind die Deserteure hinten hinaus. Das war eine sehr kitzlige Sache. Ich sollte als Landwachtmelder die Deserteure melden bei der Nationalsozialistischen Stelle. Hätte ich das getan, hätte uns die NS-Gegner nach dem Umsturz erlegt. Oder wären die NS-Fanatiker drauf gekommen, dass ich es nicht gemeldet habe, hätten uns diese ausgerottet. Und so ist bei uns fast gar nichts passiert, nur die Russen haben verratene, fremde Sachen mitgenommen.
Und so steht die Kapelle seit 1955, die durch ein Unwetter bereits zerstört wurde und Ende der 1970er Jahre durch die Mithilfe der Nachbarn und Freunde wieder neu erstellt wurde, wo innen ein Foto der Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges zu sehen ist, sowie eine von der Familie Dieter Weihs gesponserte, aus Holz geschnitzte Rochus-Statue zu sehen ist. Und über dem Eingang der Kapelle steht daher auch durch die Ereignisse mit Recht:
Der Friede sei mit Euch!
Es finden alle Jahre am Karsamstag eine „Fleischweihe“ und im Mai eine Maiandacht sowie bereits 2 heilige Messen, eine bei der Feldersegnung und eine am Rochus-Tag am 16. August, statt. Die erste Kapelle wurde von der Familie Rebinger allein errichtet.
Bauherrn bei der 2. Kapelle:
Bei der 2. Kapelle haben mitgewirkt hauptsächlich Franz Affenberger vulgo Schwoager, geboren 1945 (Mauer-, Zimmerei- und Dacharbeiten), Walter Kögler (Putzarbeiten sowie Stiege), Gottfried Hörzer vulgo Bodlos (Tischlerarbeiten, Holztüre und dergleichen), Gottfried Hörzer vulgo Nahold (Torbogen), Peter Lang wohnhaft in Laufnitzdorf (Eisentor), Kurt Liebmann (Zimmereiarbeiten), Schottermaterial und Beistellung von August Zechner, Sägewerksbesitzer und Holzhändler in Deutschfeistritz, Inschrift von Franz Kainz vulgo Tranninger.
Alles freiwillige Leistungen!!! Ein herzliches „Vergelt`s Gott“ hierfür!
Schriftlicher Bericht von Friedrich Rappold vulgo Rebinger, Gams 25, 8130 Frohnleiten (geboren 9. Juli 1929).