Die Aloisiuskapelle ist eine barocke ehemalige Wallfahrtskapelle. Diese geschichtsträchtige Kapelle wurde in der ehrwürdigen St. Georgs-Kirche als letzter Erweiterungsbau nordseitig zwischen Sakristei und Turm errichtet. Ihre Hochblüte als Wallfahrtskirche erlebte das Gotteshaus zweifellos Mitte des 18. Jh. mit den Aloisius-Wallfahrten, der Aloisius-Bruderschaft (9.000 Mitglieder), den Aloisianischen Andachten, der Aloisius-Segenslitanei, dem geweihten Aloisius-Wasser und dem Aloisius-Öl. Die Kapelle wurde 1765 unter Pfarrer Josef Maximilian von Heipl eingeweiht.
Die Kapelle des hl. Aloisius erfuhr durch die beliebten Wallfahrten besondere Wertschätzung. Von den Besuchen und der Dankbarkeit der Kaiserin Maria Theresia zeugt heute noch deren großzügiges Dankopfer – ein 9-teiliger Ornat. Dieses kostbare Messgewand war eine Wallfahrtsspende der Kaiserin, die sie anlässlich einer ihrer Wallfahrten zum wundertätigen Gnadenbild in der Aloisiuskapelle zum Dank für die Genesung ihrer Tochter, Prinzessin Maria Anna, von ihrer schweren Krankheit, die sie den Fürbitten des hl. Aloisius zuschrieb.
Der Altar ist ein typischer, reich geschwungener und in Weiß und Gold gefasster Rokoko-Altar mit dem Altarbild des „Hl. Aloisius“ vom berühmten Kirchenmaler und Universalgenie Joseph Adam Mölk. Auf dem Tabernakel steht ein reich gerahmtes Ölbild des Heiligen, ein Gnadenbild spanischer Herkunft, bei dem sich damals Wunderbares zugetragen hatte. Der Jesuit Aloysius Gonzaga wurde 1726 heiliggesprochen.
Der Kapellenraum besteht aus einem Tonnengewölbe mit zartem, besonders reich ausgebildetem Rokokostuck, der den italienischen Einfluss verrät. Die beiden Bildfelder sind mit Szenen aus dem Leben des Heiligen ausgestattet und stammen ebenfalls vom Künstler J.A. Mölk. In den vier Ecken befinden sich Bildfelder in Grau-Weiß-Schwarz-Maltechnik mit der Darstellung der drei göttlichen Tugenden (Glaube, Liebe, Hoffnung) sowie einer Pieta.
An der Rückwand ist ein Renaissance-Grabmal für Kaspar von Radmannsdorf (gestorben 1584) in weißem Marmorrelief mit Halbfigur in voller Rüstung sichtbar. An der Nordwand befindet sich eine stark verwitterte Marmorgrabplatte für den 1480 verstorbenen Barthlme Lichnider und dessen Gattin. Auf dem Fußboden weist eine große Steinplatte auf die von den Redemptoristen darunter angelegte Priestergruft hin.
Ein Hl. Grab wird jährlich am Karsamstag in der Aloisiuskapelle aufgestellt, vor dem die Gläubigen dann Grabwache halten können. Das Hl. Grab wurde dort schon in der Mitte des 19. Jh. von den Redemptoristen errichtet.
Ferner sind in der Kapelle mehrere barocke Bilder angebracht, wie der „Gnadenstuhl“, die „Hl. Apollonia“ (Rückwand), und der „Hl. Xaver“ (Nordwand). Außerdem sind noch drei Reihen hölzerne Betstühle, die zum Verweilen einladen, und ein Beichtstuhl vorhanden. Vom Innenraum der Kirche ist die Kapelle durch ein schmiedeeisernes Gitter getrennt.
1979 wurde vom „Verein der Freunde der Kirche Adriach“ auch eine Innenrestaurierung der Aloisiuskapelle durchgeführt.
Der liturgische Gedenktag ist der Todestag des Heiligen, der 21. Juni. An diesem Tag wird jedes Jahr in der Aloisiuskapelle eine heilige Messe gefeiert und im Anschluss der Segen mit einer Reliquie des Heiligen erteilt. 2020 fand dieser Gottesdienst ausnahmsweise am Vorabend und – wegen der Abstandsregeln – im Kirchenraum statt.
Johann Melinz