Im schönen Klostergarten stehen ganz knapp beieinander zwei wunderbare Zeichen unseres Glaubens.
Am westlichsten Ende des Gartens befindet sich ein barocker achteckiger Pavillon aus dem 18. Jahrhundert. An der östlichen Wand dieses Bauwerkes steht auf einem Sockel unter einem gebogenen Dach eine farbige steinerne Pietagruppe, die aus der der Zeit um 1730 stammt und der zweifellos hohem künstlerischen Wert zukommt. Das schmucke Gartenhäuschen aus der Spätphase des Barocks zählt damit zu den älteren Gebäude der heutigen Stadtgemeinde. Die Pieta (italienisch: 'Frömmigkeit, Mitleid') ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias als Mater Dolorosa mit Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus.
Vor 20 Jahren gelang es dem damaligen PGR-Vorsitzenden Erhard Zink und seinen vielen freiwilligen Helfern den Pavillon wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Bei gänzlichen Renovierung wurde der Außenputz erneuert, die Fassade von der Firma Rumpl kostenlos gefärbelt und ein neuer Stiegenaufgang aus Holz mit einem Blechdach angefertigt. Um künftige Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden, wurden Dachrinnen montiert und eine Drainagierung rund um den Pavillon gegraben. Sechs neue Holzbalken und ein kunstvoller Wetterhahn an der Dachspitze rundeten die sehr gelungenen Renovierungsarbeiten ab.
Als nach Beendigung des Kunststudiums der freischaffende Künstler Edwin Eder, der heuer im August seinen 85. Geburtstag beging, ohne Mittel und ohne Aufträge nach Frohnleiten zurückkehrte, bot ihm der damalige Pfarrer Pater Angelikus M. Schwarzenbach den Barockpavillon als Atelier an. So wurde dieser reizvolle Bau mit seinen Fenstern in alle Himmelsrichtungen in den fünfziger Jahren seine erste Schaffensstätte.
Edwin Eder war es auch, der aus Anlass des Jubiläums „25 Jahre Franziskaner in Frohnleiten“ unweit seines ersten Ateliers den Franziskusbrunnen geschaffen hat, der am 4. Oktober 1992 feierlich eingeweiht wurde. Eine Ausstellung im Gartenpavillon dokumentierte damals die Entstehung dieses einzigartigen Brunnens von der ersten Skizze bis zu den Gussformen.
Der Franziskusbrunnen ist ein Kunstwerk unserer Zeit und dem Andenken des heiligen Franz von Assisi gewidmet. Der in der Zwischenzeit berühmt gewordene Akademische Maler Edwin Eder hat sich mit großem Engagement mehr als ein Jahr mit diesem Werk beschäftigt. So entstand eine Bronzeplastik eines jugendlich-revolutionär anmutenden Franziskus im Gespräch mit einem Vogel. Die Vogelpredigt ist eine bekannte Erzählung aus dem Leben des Heiligen, der bekanntlich ein großer Natur- und Tierfreund war. Unter den fünf am Brunnenrand postierten Tieren befindet sich auch ein durch Ölschlamm verendeter Schwimmvogel. Fünf kleine Weltkugeln, die das Tier-Pentagon am Brunnenrand unterteilen, zeigen auf jedem der fünf Kontinente einen Krater. Wunden, aus denen die Welt blutet. So entstand eine der wichtigsten plastischen Arbeiten des heimischen Künstlers.
Seit einigen Jahren findet am Franziskussonntag eine Tiersegnung, die von den Gläubigen und den Kindern sehr gut angenommen wird, beim Franziskusbrunnen statt.
Bei der Langen Nacht der Kirchen im Jahre 2009 waren beide Bauwerke mit einem von Fackeln beleuchteten Meditationsweg zum Pavillon sowie einem erkenntnisreichen und spaßigen Bibelfischen im Franziskusbrunnen eingebunden.
Die Pietastatue ist jährlich am ersten Bitttag Ausgangspunkt für die Bittprozession, die über den Franziskusbrunnen und die Mariensäule zur Pfarrkirche führt.
Die beiden bewunderswerten Kunstwerke im Klostergarten sind somit ein fixer Bestandteil des religiösen Lebens in unserer Pfarrgemeinde geworden.
Johann Melinz