Die Florianikapelle ist neben der Aloisius-, Anna- und Josephskapelle das vierte Zeichen des Glaubens, das in die ehrwürdigen St. Georgs-Kirche Adriach integriert ist. Diese wurde im ersten Drittel des 18. Jh. östlich zwischen zwei kräftigen, abgetreppten Strebepfeilern außen am Chorabschluss angebaut. Die Kapelle verfügt über ein Pultdach, das mit Schindeln gedeckt ist, ein schmiedeeisernes versperrbares Gitter aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, einen barocken Holzaltar mit dem Altarbild des Hl. Florian, eine historische Ortsansicht von Adriach und einen Engel, der mit einem Wasserkübel einen Hausbrand löscht. Bedingt durch die außenseitige Lage ist die Kapelle witterungsbedingt schon sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Die letzte Restaurierung erfolgte 1979 in Zusammenarbeit des „Vereins der Kirche Adriach“ mit der Technischen Universität Graz.
Florian – seinem Namen nach der „Blühende“, sein Gedenktag am 4. Mai - ist der erste österreichische Märtyrer und Heilige und einer der 14 Nothelfer. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts. wurde er wegen seines Glaubens gefesselt in die Hochwasser führende Enns gestürzt. Heute ist er der Landespatron von Oberösterreich und Beschützer vor Feuer, somit auch der Schutzherr der Feuerwehren. Der Hl. Florian wird auch bei schrecklichen Unwettern, Hagel, Feuer und Wasser als Helfer angerufen. Ein bekannter Spruch nimmt darauf Bezug:
Es brennt, o heiliger Florian,
heut aller Orts und Enden:
Du aber bist der rechte Mann,
solch Unglück abzuwenden!
Der Floriani-Altar ist der dritte von den außen rund um das Gotteshaus angeordneten vier Initienaltären. Das Wort „Initien“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Anfang, Eingang, Ursprung oder Beginn“.
Einst hatte die bäuerliche Bevölkerung von Adriach versprochen, vor dem Sonntagsgottesdienst die vier Evangelienanfänge nach dem Vorbild der Fronleichnamsprozession feierlich dort verlesen zu lassen und dazu den Segen zu empfangen. Sie wollte mit diesem Gelöbnis von Gott erbitten, dass der reißende Talbach und die Unwetter, die Adriach immer wieder besonders stark heimsuchten, Menschen, Vieh und Felder im Dorf verschonten.
In unserer Zeit sind die Initienumzüge eine besondere Form der Verehrung der Eucharistie mit Segnung der Ortsbewohner und ihrer Arbeiten am Tag des Herrn. Die Initiengottesdienste in Adriach beginnen nach Fronleichnam und enden am Samstag vor dem Bartholomäustag (24. August). Diese sinnvolle Tradition soll auch weiterhin gepflegt werden!
In der Pfarre Frohnleiten gibt es noch weitere schöne Floriani-Kleindenkmäler, darunter die Kapelle in Wannersdorf auf dem Grundstück der Familie Martha und Manfred Papst sowie die Gedenkstätte „Zum heiligen Florian“ in Rothleiten, die Frau Charlotte Unger 2018 errichten ließ.
Johann Melinz